Enterprise Architecture – Wann lohnt sich der Einsatz für ein Unternehmen? – 5

In den letzten beiden Beträgen meiner Blog Serie  wurde behandelt was eine Enterprise Architecture ist und für welche Einsatzbereiche  sie gedacht ist.  Dieser Beitrag beschäftigt sich nun mit der Frage ab wann der Einsatz von EA bzw. EAM für ein Unternehmen lohnenswert ist.

Vom Grundsatz stellt die Enterprise Architecture, sowie ihr Management ein Planungsinstrument dar und Planung sollte in jedem Unternehmen selbstverständlich sein (vgl. Keller, 2012, S. 257). Je komplexer ein Unternehmen ist, desto mehr Planung ist notwendig um es möglichst effektiv und effizient zu steuern. Einige Beispiele für Komplexität im Unternehmen sind:

– Vielzahl an Mitarbeitern, Kunden, Partnern, Standorten
– Vielzahl an Aufträgen oder Projekten
– Vielzahl an Schnittstellen
– Vielzahl an Prozessen/Regularien
– Vielzahl an IT Systemen/Applikationen

Komplexität stellt in Unternehmen darüber hinaus einen Kostentreiber erster Ordnung dar (Keller, 2012, S. 262). Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sich durch die Reduktion von Komplexität Einsparpotenziale ergeben können. Um Komplexität reduzieren zu können muss sie messbar gemacht werden. Hierzu ist folgender Ausspruch von Peter Drucker, der als Pionier der modernen Managementlehre gilt, sehr passend: ‚If you can’t measure it, you can’t manage it.‘. Für die Enterprise Architecture gilt damit, je heterogener und komplexer das Umfeld ist, desto lohnenswerter ist Enterprise Architecture. Darüber hinaus übersteigt der Ertrag den zu leistenden Aufwand (Keller, 2012, S. 256).
Des Weiteren haben umfangreiche empirische Untersuchungen die positiven Auswirkungen von EAM belegt. Es konnte nachgewiesen werden, dass ein direkter Zusammenhang zwischen einer umgesetzten EA und der Profitabilität des Unternehmens, dem Time-to-Market, dem Wirkungsgrad von IT-Investitionen, dem Ausfallrisiko kritischer Systeme, sowie einer deutlich höheren Zufriedenheit des Senior Managements mit der IT besteht. (Ross, Weill, & Robertson, 2006, S. 2)

Nichts desto trotz ist der Nutzen von EAM vorwiegend qualitativ und dies lässt sich vorab nur schwer mit Zahlen messen (Hanschke, 2011, S. 28). Abbildung 3 gibt einen Überblick über den Nutzwert sowie den Einfluss von EA/EAM und kann als Argumentationshilfe gegenüber dem Management genutzt werden. Das Ziel von EA/EAM im eigenen Unternehmen muss es sein ein optimales Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen herzustellen. Hierzu ist es wichtig, dass der Aufwand den das Unternehmen in EA/EAM steckt, dem erwarteten Nutzen der Stakeholder entspricht (Hanschke, 2011, S. 27). Ein agiles Vorgehen hat sich bei der Einführung von EAM als wesentlicher Erfolgsfaktor erwiesen. Hierbei bedarf es der Ausrichtung an konkreten Zielen sowie einer pragmatischen aber strukturierten Vorgehensweise (Hanschke, 2011, S. 35). Neben guten Argumenten sind oft auch Quick-Wins notwendig um das erforderliche Budget für die Implementierung von EA/EAM zu erhalten. Viele Vorstände sollen beispielweise wesentlich kurzfristiger Resultate liefern als das mit EA/EAM in der Regel möglich ist. Dies kann dazu führen, dass das erforderliche Budgets trotz guter Argumente nicht freigeben wird. Mögliche Hebel von Architekturmaßnahmen in Form von Quick-Wins können in der Optimierung der Infrastruktur oder der Priorisierung von Projekten liegen. (Keller, 2012, S. 256–260)

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Abbildung 3: Quantifizierbarer Nutzen von EA/EAM
Quelle: (Hanschke, 2011, S. 32)

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass EA und EAM Planungsinstrumente sind und ihr Einsatz selbstverständlich sein sollte. Je komplexer und heterogener Unternehmen sind desto lohnenswerter ist ihr Einsatz. Wichtig ist das ein optimales Verhältnis zwischen Aufwand und erwartetem Nutzen besteht. Zu den Erfolgsfaktoren zählen die Ausrichtung an konkreten Zielen, die Identifikation von Erwartungen der Stakeholder, ein agiles Vorgehen bei der Einführung, sowie die Identifikation von Quick-Wins.

Literatur

Hanschke, I. (2011). Enterprise Architecture Management – einfach und effektiv: Ein praktischer Leitfaden für die Einführung von EAM. München: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG.

Keller, W. (2012). IT-Unternehmensarchitektur: Von der Geschäftsstrategie zur optimalen IT-Unterstützung (2. Aufl.). Heidelberg: dpunkt.verlag.

Ross, J. W., Weill, P., & Robertson, D. C. (2006). Enterprise Architecture as Strategy: Creating a Foundation for Business Execution (1. Aufl.). Boston: Harvard Business Review Press.

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Enterprise Architecture – Blog Serie

Christian Schwaiger

Head of Corporate EAM & Enterprise Architect | Profile: XING, Twitter, LinkedIn